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Traditionen und Brauchtum erleben
Das Erzgebirge, gelegen an der Grenze zwischen Sachsen und Böhmen, ist nicht nur für seine malerische Landschaft und seine reiche Bergbaugeschichte bekannt, sondern vor allem als das Weihnachtsland Deutschlands. Hier sind die Weihnachtsbräuche und -traditionen so tief verwurzelt wie nirgendwo sonst. In dieser Region erwacht die Weihnachtszeit zum Leben, und Besucher können die authentische Atmosphäre und das lebendige Brauchtum hautnah erleben.
Geschichte und Ursprung der Weihnachtstraditionen im Erzgebirge
Die Weihnachtsbräuche im Erzgebirge sind eng mit der Bergbaugeschichte verbunden. Als im 16. und 17. Jahrhundert der Bergbau florierte, entwickelte sich eine einzigartige Kultur. Mit dem Niedergang des Bergbaus fanden die Bewohner neue Wege, ihren Lebensunterhalt zu sichern, und wandten sich dem Kunsthandwerk zu. Sie begannen, aus Holz Spielzeug und Weihnachtsschmuck zu fertigen, was den Grundstein für die heute weltbekannten erzgebirgischen Handwerkskunst legte.
Traditionelles Kunsthandwerk
Das Erzgebirge ist berühmt für seine filigrane Holzkunst, die insbesondere in der Weihnachtszeit eine zentrale Rolle spielt. Zu den bekanntesten Figuren und Objekten gehören:
- Räuchermännchen: Kleine, aus Holz gefertigte Figuren, die als Räuchergefäße dienen. Sie stellen häufig Bergmänner, Handwerker oder andere traditionelle Berufe dar.
- Nussknacker: Ursprünglich als Symbol des Widerstands gegen Obrigkeit und Ungerechtigkeit gedacht, sind die bunt bemalten Holzfiguren heute ein beliebtes Dekorationsobjekt.
- Schwibbögen: Halbkreisförmige Leuchter, die traditionell in den Fenstern aufgestellt werden. Sie symbolisieren das Licht, das den Bergleuten den Weg nach Hause leuchtete.
- Weihnachtspyramiden: Mehrstöckige Konstruktionen mit beweglichen Figuren, die durch die aufsteigende Wärme von Kerzen angetrieben werden. Sie erzählen oft biblische Geschichten oder zeigen Szenen aus dem Alltagsleben.
- Engel und Bergmann: Diese Figurenpaare repräsentieren die Verbindung von Himmel und Erde, Licht und Dunkelheit, und sind ein typisches Symbol des Erzgebirges.
Weihnachtsmärkte im Erzgebirge
Die Weihnachtsmärkte der Region sind legendär und ziehen jährlich Tausende von Besuchern an. Einige der bekanntesten sind:
- Annaberger Weihnachtsmarkt: Einer der ältesten und größten Weihnachtsmärkte im Erzgebirge, bekannt für seine authentische Atmosphäre und das vielfältige Angebot an Handwerkskunst.
- Schwibbogenfest in Johanngeorgenstadt: Hier steht der größte begehbare Schwibbogen der Welt, und das Fest bietet Einblicke in die Traditionen der Region.
- Seiffener Weihnacht: Seiffen, oft als "Spielzeugdorf" bezeichnet, ist ein Zentrum des Holzkunsthandwerks. Der Weihnachtsmarkt hier ist besonders für Familien geeignet.
Die Märkte bieten nicht nur Verkaufsstände, sondern auch kulturelle Programme mit Chören, Blaskapellen und traditionellen Bergparaden. Wer im Erzgebirge Urlaub macht und einen Ausflug ins weihnachtliche Dresden plant, sollte natürlich auch den Striezelmarkt in Dresden besuchen. Auch Chemnitz und Zwickau lohnen sich in der Weihnachtszeit: Hier gibt es einen Überblick zu den Weihnachtsmärkten in Zwickau und Chemnitz.
Bergparaden und Mettenschicht
Die Bergparaden sind farbenprächtige Umzüge, bei denen Bergleute in historischen Uniformen durch die Straßen ziehen. Sie sind Ausdruck des Stolzes auf die bergmännische Tradition und finden meist an den Adventswochenenden statt.
Die Mettenschicht ist die letzte Schicht der Bergleute vor Weihnachten und wird heute als feierlicher Gottesdienst begangen. Sie verbindet bergmännische Traditionen mit christlichen Elementen und ist ein besonderes Erlebnis für Besucher.
Besuch von Werkstätten und Manufakturen
Viele Handwerksbetriebe im Erzgebirge öffnen in der Weihnachtszeit ihre Türen für Besucher. Hier kann man den Kunsthandwerkern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und mehr über die Herstellung der traditionellen Figuren erfahren. Einige empfehlenswerte Orte sind:
- Erzgebirgische Volkskunst Richard Glässer GmbH in Seiffen: Bekannt für hochwertige Weihnachtspyramiden und Räuchermännchen.
- Wendt & Kühn in Grünhainichen: Berühmt für die Engel mit den elf Punkten auf den Flügeln.
- Spielzeugmuseum Seiffen: Bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte des Holzspielzeugs im Erzgebirge.
Museen und Ausstellungen
Neben den Werkstätten gibt es zahlreiche Museen, die die Kultur und Geschichte der Region vermitteln:
- Erzgebirgsmuseum mit Silberbergwerk in Annaberg-Buchholz: Verbindet Bergbaugeschichte mit Volkskunst.
- Manufaktur der Träume in Annaberg-Buchholz: Präsentiert eine einzigartige Sammlung erzgebirgischer Volkskunst.
- Nussknackermuseum Neuhausen: Hier sind über 5.000 Nussknacker aus aller Welt ausgestellt.
Kulinarische Spezialitäten
Die Weihnachtszeit im Erzgebirge ist auch kulinarisch ein Genuss. Typische Leckereien sind:
- Neunerlei: Ein traditionelles Weihnachtsessen mit neun verschiedenen Speisen, die Glück und Segen für das kommende Jahr bringen sollen.
- Stollen: Der erzgebirgische Stollen ist ein Hefekuchen mit Rosinen, Mandeln und Zitronat, bestäubt mit Puderzucker.
- Pulsnitzer Pfefferkuchen: Würziger Lebkuchen aus der Region.
- Glühwein und Kräuterliköre: Wärmen von innen und gehören auf jedem Weihnachtsmarkt dazu.
Veranstaltungen und Festivals im Weihnachtsland Erzgebirge
Neben den Märkten und Paraden gibt es weitere Veranstaltungen, die die Weihnachtszeit im Erzgebirge bereichern:
- Weihnachtsmusiken und Konzerte: In Kirchen und Konzertsälen erklingen traditionelle Lieder und klassische Werke.
- Heimate-Abende: Hier werden Geschichten und Sagen aus dem Erzgebirge erzählt, oft begleitet von Musik und Tanz.
- Handwerkermärkte: Bieten die Möglichkeit, einzigartige Geschenke zu erwerben und direkt mit den Kunsthandwerkern ins Gespräch zu kommen.
Tipps für Besucher
- Anreise: Das Erzgebirge ist gut mit dem Auto über die Autobahnen A4 und A72 erreichbar. Auch mit der Bahn gibt es Verbindungen, beispielsweise nach Annaberg-Buchholz oder Schwarzenberg.
- Unterkünfte: Es empfiehlt sich, frühzeitig zu buchen, da die Region in der Weihnachtszeit sehr gefragt ist. Es gibt eine Vielzahl von Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen.
- Kleidung: Warme Kleidung und festes Schuhwerk sind wichtig, da es in der Region kalt und verschneit sein kann.
- Respekt vor Traditionen: Die Weihnachtsbräuche sind für die Einheimischen von großer Bedeutung. Respektvolles Verhalten, insbesondere bei religiösen Veranstaltungen, wird geschätzt.
Ein Ort voller Magie
Das Erzgebirge zur Weihnachtszeit ist ein Ort voller Magie und Tradition. Die tief verwurzelten Bräuche, das einzigartige Kunsthandwerk und die herzliche Gastfreundschaft machen einen Besuch unvergesslich. Hier kann man Weihnachten in seiner ursprünglichsten Form erleben und ein Stück deutscher Kultur und Geschichte hautnah erfahren.
Weiterführende Informationen
Tourismusverband Erzgebirge e. V.: www.erzgebirge-tourismus.de
Spielzeugdorf Seiffen: www.seiffen.de
Manufaktur der Träume: www.manufaktur-der-traeume.de