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Produkte & Marken aus Sachsen – bekannt, verborgen, verblüffend
Sachsen ist nicht nur reich an Kultur und Landschaft – es ist auch eine „Macher-Region“. Vom Porzellan mit gekreuzten Schwertern über Weltklasse-Uhren bis hin zu Kameras, Kult-Rädern und deftigen Klassikern aus der Vorratskammer: Viele Marken, die deutschland- und weltweit Fans haben, sind hier entstanden oder werden hier bis heute gefertigt. Dieser Überblick stellt prägende Branchen, berühmte Aushängeschilder und „hätt’ ich nicht gedacht“-Marken vor.
Präzision aus dem Erzgebirge: Glashütter Uhren
Glashütte steht international für deutsche Feinuhrmacherei. 1845 legte Ferdinand Adolph Lange den Grundstein – daraus wuchs ein Cluster, das bis heute Maßstäbe setzt. A. Lange & Söhne gilt als Ikone der Haute Horlogerie, wurde 1990 nach der Wiedervereinigung neu gegründet und fertigt wieder in Glashütte. Glashütte Original führt die Tradition der Glashütter Uhrenbetriebe fort (heute Teil der Swatch Group) und verweist selbst auf Ursprünge „bis 1845“ sowie die Rolle der Uhrmacherschule von 1878.
Nomos Glashütte, 1990 von Roland Schwertner gegründet, ist heute einer der großen Hersteller mechanischer Armbanduhren in Deutschland – mit eigenem Technologiefokus (u. a. das NOMOS-Swing-System). Auch neuere Manufakturen wie Moritz Grossmann beleben das Erbe der Stadt – die Marke wurde 2008 in Glashütte neu aufgebaut und steht für handgefertigte Kleinserien.
Tipp für Lesende: Museums- und Manufakturbesuche (Uhrenmuseum, Boutique-Führungen) lassen sich hervorragend als Ausflug im Erzgebirge kombinieren.
Weiße Ware mit Weltname: Meissener Porzellan
1710 startete die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen als erste europäische Hartporzellanproduktion – die gekreuzten Schwerter sind bis heute eines der bekanntesten Markenzeichen der Welt. (Hintergrund: Alchemist Johann Friedrich Böttger, kurfürstlicher Auftrag, Manufaktur in Albrechtsburg.)
Klang aus Leipzig & dem Vogtland: Instrumente „made in Sachsen“
- Blüthner (Leipzig/Region): Seit 1853 stehen Flügel und Pianos aus dem Hause Blüthner für warmen, tragenden Ton – ein sächsischer Traditionsbetrieb mit internationalem Ruf.
- Weltmeister-Akkordeons (Klingenthal): Die Marke aus dem Musikwinkel hat den Akkordeonbau aus Sachsen weltweit bekannt gemacht.
- B&S Brass (Markneukirchen): Blechblasinstrumente aus dem Vogtland, heute unter dem Dach von Buffet Crampon.
- GEWA music (Adorf): Vom Etui zum Globalplayer – Vogtländische Wurzeln, internationale Distribution & Fertigung.
Bilder aus Dresden & Görlitz: Kameras, Linsen, Schreibmaschinen
Sachsens Foto-Tradition ist untrennbar mit Dresden verbunden:
- Pentacon/Praktica (Dresden): Eine der bedeutendsten DDR-Kamerareihen, Millionenfach exportiert.
- Ihagee/Exakta (Dresden): Pionier der SLR-Fotografie – die Kine Exakta gilt als eine der ersten erfolgreichen 35-mm-SLR-Kameras.
- Meyer-Optik Görlitz (Görlitz): Legendäre Objektivmarke mit charakteristischen Bildsignaturen – ein Name, der bis heute fasziniert.
Und: Erika – die Kult-Schreibmaschine aus Dresden, ursprünglich von Seidel & Naumann. Der Markenname wurde 1910 geschützt; produziert wurde bis 1991, vielfach als Exportschlager.
Mobilität aus Sachsen: vom Trabant bis zum „Diamant“
- Trabant (Zwickau): Der „Trabi“ wurde von 1957/58 bis 1991 bei VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau gebaut und ist bis heute Symbol ostdeutscher Automobilgeschichte.
- Diamant-Fahrräder (Hartmannsdorf/Chemnitz): Älteste noch bestehende Fahrradfabrik Deutschlands – mit der Doppelrollenkette (1898) schrieb Diamant Technikgeschichte; heute Teil von Trek, die Marke produziert weiter in Hartmannsdorf.
- MZ – Motorenwerke Zschopau (Zschopau): Eine der großen Motorradmarken der DDR, tiefe Wurzeln im Erzgebirge.
- DKW (Zschopau/Chemnitz): Aus der sächsischen Pionierzeit der Motorisierung – Teil der späteren Auto-Union-Historie.
Genuss & Getränke: Senf, Stollen, Nuss-Nougat & mehr
- Bautz’ner Senf (Bautzen): Ein Ost-Klassiker – heute zur Develey-Gruppe gehörend, Produktion am Standort Bautzen/Kleinwelka.
- Nudossi (Radebeul/Dresden): „Das Ost-Nutella“ mit hohem Haselnussanteil – Marke mit DDR-Wurzeln, seit 1999 wieder auf dem Markt (Vadossi/Sächsische & Dresdner Back- und Süßwaren).
- Dresdner Christstollen (g.g.A.): Das Original mit geschützter geografischer Angabe – ein Stück Sachsen, das zur Weihnachtszeit weltweit reist.
Braukultur aus Sachsen
- Radeberger Pilsner (Radeberg, seit 1872): Der wohl prominenteste sächsische Pilsner-Name.
- Wernesgrüner (Vogtland): Eine der ältesten Biermarken Deutschlands – verwurzelt seit dem 15. Jh. in Wernesgrün.
- Sternburg („Sterni“) (Leipzig): Kultbier mit Leipziger Herkunft und großer Fangemeinde.
- Freiberger & Feldschlößchen (Dresden): Weitere starke Brau-Traditionen aus dem Freistaat.
Weiterführende Informationen und noch mehr über die Sächsische Braukunst im Beitrag Bier aus Sachsen erfahren.
Wasser & Limonaden
- Lichtenauer Mineralquellen (Lichtenau bei Chemnitz): 1990 gegründet, führende Ost-Brunnenmarke (u. a. Marke „Lichtenauer“).
- Oppacher Mineralquellen (Oppach/Oberlausitz): Brunnen-Tradition seit dem 19. Jh., regional stark verankert.
Erzgebirgische Handwerkskunst: Sterne, Engel, Räucherduft
- Herrnhuter Sterne (Herrnhut): Der „Urahn aller Weihnachtssterne“ – seit Ende des 19. Jh. in die Welt verschickt, Ursprung in den Schulen der Brüdergemeine. Manufaktur & Besucherzentrum vor Ort.
- Wendt & Kühn (Grünhainichen): Die Grünhainichener Engel® mit 11 Punkten auf grünen Flügeln – Entwurf von Grete Wendt ab 1923; heute Sammelkult.
- Räucherkerzen-Tradition: Der Räucherduft aus dem Erzgebirge (u. a. Crottendorf, Neudorf) gehört zum sächsischen Advents-Set.
Pflege & Alltag – „Made in Sachsen“ im Bad & am Waschbecken
- Florena (Waldheim): Traditionsmarke mit Wurzeln im 19. Jh.; heute Teil der Beiersdorf-Gruppe, Produktion in Waldheim.
- MÜHLE (Stützengrün): Rasierpinsel- und Nassrasur-Manufaktur seit 1945 – Familienunternehmen mit internationaler Nische.
Foto: Martin Förster (DML-BY)