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Das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden ist ein Zeugnis für die sich entwickelnde Beziehung der Menschheit zu Hygiene, Gesundheit und dem menschlichen Körper. Gegründet wurde das Museum 1912 von Karl August Ligner, einem erfolgreichen Unternehmer für Mundwasser, der damit das wachsende Interesse der Öffentlichkeit an Keimen und Sauberkeit zum Ausdruck brachte.
Beim Betreten des Museums wird der Besucher von der imposanten Architektur begrüßt, die manche als Anspielung auf eine gigantische Seifenstange interpretieren könnten. Aber die wirklichen Überraschungen liegen im Inneren. Im Gegensatz zu seinem Namen zeigt das Museum keine Reihen von Zahnbürsten oder Seifensammlungen. Stattdessen befasst es sich mit den tiefgreifenden und manchmal kontroversen Aspekten der Hygiene.
Eines der fesselndsten Exponate des Museums ist die "gläserne Frau". Diese lebensgroße Darstellung bietet einen vielschichtigen Blick auf den menschlichen Körper, von der Skelettstruktur bis hin zum verschlungenen Netz des Kreislauf- und Nervensystems. Umhüllt von einer durchsichtigen, hautähnlichen Hülle, fordert dieses Exponat den Betrachter auf, seinen Blick zwischen der äußeren Form und der inneren Komplexität zu verschieben, so als hätte er einen Röntgenblick.
Die Erzählung des Museums nimmt die Besucher mit auf eine Reise vom Wunder der Geburt, dargestellt durch eine umfangreiche Sammlung konservierter Föten, bis hin zu den unvermeidlichen Realitäten des Alterns. In einer interaktiven Ausstellung können junge Besucher die körperlichen Herausforderungen des Alters erleben, von Seh- und Hörbehinderungen bis hin zum Zittern, das mit Arthritis einhergeht.
Auch Lebensmittel und Ernährung haben ihren Platz im Museum. Die Ausstellung "Gläserne Kuh", die das Design der gläsernen Frau widerspiegelt, fordert die Besucher auf, sich das fleischige Innere dieses domestizierten Tieres vorzustellen. In der Nähe zeigt ein interaktives Display eine Vielzahl von essbaren Kreaturen, wobei jede berührungsempfindliche Figur ein einzigartiges Rezept offenbart, wenn man sie drückt.
Das Museum schreckt auch vor den intimeren Aspekten der menschlichen Existenz nicht zurück. Eine eigene Abteilung zum Thema Sexualität präsentiert eine Reihe von Exponaten, von idealisierten Körpertypen aus globalen Männermagazinen bis hin zu den düsteren Realitäten sexuell übertragbarer Krankheiten. Die offene Herangehensweise des Museums ist nicht nur lehrreich, sondern überschreitet auch die Grenzen konventioneller Ausstellungen, insbesondere in Anbetracht der unterschiedlichen Altersgruppen der Besucher.
Einer der abschließenden Abschnitte bietet eine Reflexion über Schönheitsstandards, indem er die Hygienepraktiken des deutschen Adels im 18. Jahrhundert den heutigen Normen gegenüberstellt. Diese Aristokraten griffen trotz ihres hohen Status oft zu Perücken und Parfüm, um ihre unhygienischen Gewohnheiten zu verbergen. Dieser krasse Gegensatz erinnert daran, dass der menschliche Körper unter den gesellschaftlichen Schichten und Klassenunterschieden nach wie vor ein großer Gleichmacher ist.
In seiner Gesamtheit bietet das Deutsche Hygiene-Museum mehr als nur einen historischen Überblick. Es ist eine zum Nachdenken anregende Erkundung des sich ständig wandelnden Verhältnisses der Gesellschaft zu Hygiene, Gesundheit und dem menschlichen Körper und fordert die Besucher auf, die Komplexität unserer gemeinsamen menschlichen Erfahrung zu reflektieren, zu hinterfragen und zu schätzen.
Kurzinformationen zum Hygiene-Museum in Dresden im Überblick
Was | Deutsches Hygiene-Museum in Dresden |
Wo | Lingnerplatz 1, 01069 Dresden |
Eintrittspreise | Kinder bis 16 Jahre: frei | Ermäßigungsberechtigte: 5,00 € | Erwachsene: 10,00 € | Familienkarte: 15,00 € |
Webseite | www.dhmd.de |