Geschichte, Gegenwart und Zukunft

Braunkohle ist seit Jahrzehnten ein wesentlicher Bestandteil der sächsischen Energielandschaft. Während in früheren Zeiten zahlreiche Tagebaue das Landschaftsbild prägten, konzentriert sich der aktive Abbau heute auf wenige Standorte. Dieser Beitrag gibt einen Überblick darüber, wo in Sachsen derzeit Braunkohle gefördert wird, welche Gebiete historisch für den Braunkohlebergbau von Bedeutung waren und stellt die Tagebaue Nochten und Reichwalde im Lausitzer Revier detailliert vor.

1. Braunkohleabbau in Sachsen: Kurzer historischer Überblick

Sachsen war einst ein bedeutendes Braunkohlerevier. Insbesondere im Süden und Osten des Bundeslandes entstanden ab Ende des 19. Jahrhunderts größere Tagebaugebiete und Brikettfabriken. Die industrielle Nutzung der Braunkohle beschleunigte sich in der DDR-Zeit, als Braunkohle der wichtigste heimische Energieträger war.

Mit der Wiedervereinigung 1990 begann in den ostdeutschen Braunkohleregionen ein struktureller Umbruch. Viele unrentable oder erschöpfte Tagebaue wurden stillgelegt, Kraftwerke und Veredlungsanlagen geschlossen. Als Folge dieser Entwicklung verringerte sich die Anzahl der aktiven Tagebaue erheblich. Die Rekultivierung ehemaliger Braunkohleflächen nahm und nimmt bis heute einen großen Stellenwert in der regionalen Strukturentwicklung ein.

2. Aktuelle Braunkohleförderung in Sachsen

Heutzutage findet der Braunkohleabbau in Sachsen vorrangig im Lausitzer Revier statt, das sich über den Osten Sachsens und Teile Brandenburgs erstreckt. In dieser Region sind vor allem die Tagebaue Nochten und Reichwalde aktiv. Zudem gibt es Kraftwerke (z. B. Boxberg), die die geförderte Braunkohle zur Strom- und Wärmeproduktion einsetzen. Der Betreiber der aktiven sächsischen Tagebaue ist das Unternehmen LEAG (Lausitz Energie Bergbau AG).

3. Ehemalige Tagebaugebiete und Rekultivierung

Infolge der Stilllegungen nach 1990 entstand in Sachsen eine Vielzahl ehemaliger Tagebauflächen, die aufwendig renaturiert oder in Seenlandschaften umgewandelt wurden. Beispiele hierfür sind:

  • Tagebau Spreetal: In direkter Nachbarschaft zum heutigen aktiven Abbaugebiet gelegen; Teile der Flächen wurden in Grün- und Waldflächen überführt.
  • Region um Hoyerswerda: Stillgelegte Tagebaue sind heute teils Bestandteil des Lausitzer Seenlands, das für Tourismus und Naherholung immer mehr an Bedeutung gewinnt.
  • Tagebaugebiet Weißwasser: Über Jahrzehnte hinweg stark vom Bergbau geprägt. Nach Schließungen wurde in den letzten Jahren rekultiviert und in Teilen eine neue Waldlandschaft geschaffen.

Die Nachnutzungskonzepte umfassen oft Seen, Naherholungsgebiete, Windparks oder auch landwirtschaftliche Flächen. So gestaltet sich die Transformation früherer Abbaugebiete zu einer vielfältigen Kulturlandschaft, die den wirtschaftlichen Anforderungen und Umweltaspekten gerecht wird.

4. Der Tagebau Nochten

4.1 Lage und Bedeutung

Der Tagebau Nochten liegt nordöstlich von Boxberg/O.L. nahe der sächsisch-brandenburgischen Grenze. Er ist einer der größten aktiven Tagebaue im Lausitzer Revier und stellt gemeinsam mit Reichwalde einen zentralen Förderstandort für die Braunkohleverstromung dar. Die dort gewonnene Braunkohle versorgt vor allem das Kraftwerk Boxberg.

4.2 Geschichte und Fördervolumen

  • Beginn der Förderung: Bereits in den 1960er-Jahren wurden erste Probebohrungen durchgeführt. Seit den 1970er-Jahren erfolgt der kontinuierliche Abbau.
  • Ausdehnung: Das Abbaugebiet erstreckt sich über eine Fläche von mehreren Tausend Hektar.
  • Fördervolumen: Jährlich werden dort etwa 15–20 Millionen Tonnen Rohbraunkohle gewonnen (abhängig von Markt- und Kraftwerksbedarfen).

4.3 Rekultivierung und Umsiedlungen

Durch den Tagebau bedingt, kam es in der Vergangenheit zu mehreren Umsiedlungen kleinerer Ortschaften, um den Abbau zu ermöglichen. Nach dem Auskohlungsende werden große Flächen rekultiviert. Entweder werden sie wieder aufgeforstet, landwirtschaftlich genutzt oder in Gewässer umgewandelt. Im Falle Nochten sind großflächige Wald- und Ackerflächen geplant, aber auch Naturschutzbereiche (z. B. Biotope für seltene Tier- und Pflanzenarten).

5. Der Tagebau Reichwalde

5.1 Lage und Bedeutung

Der Tagebau Reichwalde befindet sich östlich von Weißwasser und nur wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt. Er ist neben Nochten der zweite aktive Tagebau, den die LEAG in Sachsen betreibt.

5.2 Entwicklung und Ausbau

  • Historische Anfänge: Ursprünglich wurde der Tagebau Reichwalde in den 1980er-Jahren erschlossen, dann jedoch nach der Wende zeitweilig stillgelegt.
  • Wiederinbetriebnahme: Um den künftigen Bedarf des Kraftwerks Boxberg zu decken, wurde der Tagebau 2010 wieder reaktiviert und umfassend ausgebaut.
  • Fördermenge: Aktuell liegt die Förderkapazität zwischen 7 und 9 Millionen Tonnen Braunkohle pro Jahr, wobei langfristige Pläne eine höhere Auslastung vorsehen.

5.3 Strukturwandel und Perspektiven

Wie im Tagebau Nochten laufen auch in Reichwalde kontinuierlich Planungen für die Nachnutzung der Abbauflächen. Ziele sind unter anderem, nach und nach eine landschaftliche Anbindung an das Lausitzer Seenland zu schaffen und Renaturierungsgebiete zu etablieren. Gleichwohl ist im Kontext der Energie- und Klimapolitik Deutschlands die weitere Zukunft des Braunkohlebergbaus ungewiss. Strukturelle Veränderungen, gefördert durch Bund und Länder, sollen den Wirtschaftsstandort Lausitz auf neue Füße stellen.

6. Strukturwandel und Zukunft der Braunkohle in Sachsen

Seit der Entscheidung der Bundesregierung zum Kohleausstieg bis spätestens 2038 (möglicherweise 2030) steht der Braunkohleabbau in Sachsen vor grundlegenden Veränderungen. Bund und Länder haben umfangreiche Förderprogramme aufgelegt, um die vom Braunkohleabbau betroffenen Regionen beim Strukturwandel zu unterstützen. Hierbei geht es um:

  • Schaffung neuer Arbeitsplätze in anderen Industriezweigen, etwa im Bereich erneuerbarer Energien, Forschung und Technologie.
  • Ausbau von Infrastruktur (Straßen, Bahnverbindungen, Breitband-Internet) für die Ansiedlung moderner Wirtschaftszweige.
  • Weiterentwicklung des Tourismus: Die durch Rekultivierung entstandenen Landschaften (Seen, Waldgebiete) sollen zu Ausflugs- und Urlaubszielen werden.

Fazit

Die Braunkohleförderung in Sachsen hat eine lange Geschichte und hat bis heute im Lausitzer Revier – insbesondere in den Tagebauen Nochten und Reichwalde – eine wichtige Rolle für die Energieversorgung. Zugleich ist absehbar, dass die Bedeutung der Braunkohle im Zuge des Kohleausstiegs abnehmen wird. Damit geht ein grundlegender Strukturwandel einher, der die Regionen in der Lausitz nachhaltig prägen wird. Rekultivierte Tagebaulandschaften und alternative Wirtschaftszweige gelten als Schlüssel, um Arbeitsplätze zu sichern und neue Chancen zu schaffen. So bleibt die Braunkohle in Sachsen einerseits Teil der Vergangenheit und Gegenwart, andererseits ist bereits heute erkennbar, wie die Weichen für eine Zukunft ohne Braunkohle gestellt werden.

Karte mit den aktiven Tagebaugebieten in Sachsen

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